Donnerstag, 9. August 2012

Ein Hauch von Frühling...

Hey ihr alle!

So, nun ist mein Urlaub auch schon wieder vorbei und seit letzter Woche bin ich wieder in Santa Bárbara und arbeite.
Meine Ferien waren wirklich schön, ich hab eine Menge toller Leute kennen gelernt, viele Sachen erlebt und die unglaublichsten Landschaften gesehen - bei ebenso unglaublichen Temperaturschwankungen!

Die ersten paar Tage war ich in Iquique, einer Küstenstadt im Norden. Von dort aus habe ich auch die ersten Ausflüge in die Wüste unternommen - der Wahnsinn! Diese unglaubliche Weite, hunderte von Kilometern ohne Zivilisation... Von Sonntag, dem 15. auf Montag den 16. Juli bin ich dann nach "La Tirana" gefahren, einem Dorf in der Wüste, das eigentlich nur aus ein paar Hütten und einer Kirche besteht und gerade mal 200 Einwohner hat - einmal im Jahr findet dort allerdings das berühmte Fest zu Ehren der Jungfrau Carmen statt, bei dem bis zu 14.000 Pilger in das Dorf ziehen um sich die Tänze, die Musik und den Gottesdienst anzuschauen - begleitet natürlich von einem riesigen Markt und den typisch chilenischen Spezialitäten.
Ein Wahnsinnsspektakel, das ich mir natürlich nicht entgehen lassen wollte, wo ich gerade zu der Zeit in der Nähe war!




Die nächste Woche habe ich dann in San Pedro de Atacama verbracht, einem ziemlichen Touristenkaff, dessen Umgebung wunderschön ist. Von dort aus hab ich dann verschiedene Ausflüge gemacht, zum Beispiel ins Valle de la Luna ("Mondtal"):





...oder zu den Tatio-Geysiren...

(zu diesem Zeitpunkt, kurz nach Sonnenaufgang, hatte es -13 Grad)




Dann habe ich eine mehrtägige Tour nach Bolivien gemacht, die wie erwartet das Highlight der zweiten Woche war, aber - wie ebenfalls erwartet - soo unglaublich kalt! Am ersten Tag dachte ich echt, das steh ich keine vier Tage durch... Wir sind eben morgens gestartet und bis die Sonne alles ein bisschen aufgewärmt hat, hatte es -18 Grad...
Gegen Mittag haben wir dann aber bei so heißen Quellen (Wassertemperatur ca.. 35 Grad) haltgemacht, was richtig geil war - aber beim Rausgehen aus dem Wasser ist mein Kreislauf dann voll zusammengebrochen, weil wir ja schon auf fast 5000 Meter Höhe waren und der Wechsel ein bisschen plötzlich... Sowieso hatte ich bei dem ganzen Ausflug ziemlich mit der Höhe zu kämpfen, aber mit viel Coca-Tee ging das auch, so lange man nicht zu schnell gelaufen ist.







Von der ganzen Tour hab ich unglaublich viele Fotos und noch viel mehr Bilder im Kopf. Hier ist eine kleine Auswahl:
Meine Jeep-Gruppe



Gloria und ich (völlig außer Atem nach dem Erklimmen des Felsens :D)



fast wie die echten Flamingos, oder? :D








Es gab keine Deutschlandflagge...



Von der nächsten Woche gibts eigentlich nicht mehr viel zu erzählen, ich habe nämlich eigentlich fast nur auf der Dachterasse meines Hostals in der Sonne gelegen, gelesen, gegessen, Mango Sour getrunken... Und jede Minute genossen :)
Besuch in der Pisco-Destillerie von Mistral

Die Dachterasse!!! (das Foto hab ich am letzten Tag gemacht, das einzige mal, dass der Himmel bewölkt war :D)


beim Besuch eines Observatoriums


Also, meine Lieben, das war's auch schon an Urlaubsberichten!


Hier im Heim gibt es leider keine schönen Neuigkeiten: Unser Chef hat nämlich in einer beispiellosen, egoistischen Aktion zusammen mit dem offiziellen Chef des Heims, dem Priester von Santa Bárbara (der das Heim während den zehn Monaten in denen ich da bin vielleicht zwei mal betreten hat und davon einmal mit den Kindern gesprochen hat…), beschlossen, das Heim zu schließen… Dadurch schickt er nicht nur alle zwanzig Mitarbeiter des Heims in die Arbeitslosigkeit (was für die meisten, die schon über 40/50 sind, das ziemlich aus bedeutet, hier in Chile ist der Arbeitsmarkt unglaublich schlecht und die Chance, in Santa Bàrbara Arbeit zu finden praktisch gleich null), sondern noch viel schlimmer, er schickt die Kinder in die Wüste. Die sind nämlich die leittragenden bei der ganzen Aktion: Jetzt, wo sie so nah an den Bergen wohnen, können sie schließlich noch jedes Wochenende nach Hause reisen… Danach, wenn sie in anderen Heimen in anderen Städten lebene, wird das nicht mehr möglich sein und das bedeutet für die meisten, dass sie bis zu ihrem 18. Geburtstag die neuen Heime nicht mehr verlassen werden können… Außerdem werden sie nicht nur von ihrer „Ersatz-Familie“ getrennt, sondern höchstwahrscheinlich werden auch die Geschwister getrennt werden müssen – so dass auch die sich bis zu ihrem 18. Geburtstag nicht wieder sehen können…
Das alles macht mich so unglaublich traurig – aber auch so unglaublich wütend! Denn wie so oft enscheidet wieder mal eine Minderheit (2, 3 Personen), die zudem keine Ahnung von den Umständen haben, über eine so große Anzahl von Personen!
Klar passiert sowas nicht nur hier, aber trotzdem ist es unglaublich frustrierend.
Vor allem, weil Tío Pablo, der Chef, sogar mit einer anderen Tía über die Gründe gesprochen hat: Er hat gemeint, das Heim sei nicht länger tragbar, weil es schon seine Familie beeinträchtigen würde (!!!) und seine Familie wäre das wichtigste für ihn. Schön für ihn, aber dann soll er doch einfach kündigen und nicht das ganze Heim schließen!!


Und die dümmste Aktion von ihm war eben, dass er noch nicht mal in der Lage war, die Schließung des Heims offiziell zu verkündigen - so hat er es weder den Kindern, noch den Eltern, noch den Municipalidad hier in Santa Bárbara mitgeteilt, die sich jetzt (verständlicherweise!) alle darüber aufregen...
Die Eltern haben jetzt sogar Proteste geplant, aber das Problem ist eben, dass die meisten von ihnen nicht sehr glaubwürdig sind, weil die meisten eben selber ziemliche Probleme haben (Alkoholiker/gewaltbereit sind oder geistige Dezifite haben)... Und die Tías des Heims können nicht protestieren, weil sie dann Angst um ihren Job haben müssen!!


Ich berichte auf jeden Fall, wie sich das alles noch entwickelt...
Jetzt kommen gleich die Kinder aus der Schule zurück und deshalb muss ich hiermit meinen Blogeintrag beenden.

Ich wünsche euch alles, alles Gute und wir sehen uns schon ganz bald!!

Liebe Grüße,

Julia