Dienstag, 10. April 2012

Rauch in den Straßen

Hallo ihr alle!

So, nun bin ich tatsächlich schon mehr als sechs Monate hier. Manchmal kann ich es gar nicht fassen, wie schnell die Zeit vergeht!

Vor einigen Wochen hatten wir (wir, das heisst alle 16 Freiwillige aus Argentinien, Uruguay und Chile) unser einwöchiges Zwischenseminar in Olmué, einem Dorf in der Nähe von Santiago.
Das Zwischenseminar war ganz anders als unser (geniales! ;)) Vorbereitungsseminar. Zwar war es total schön, die ganzen anderen Freiwilligen wiederzusehen, bzw. kennenzulernen und Erfahrungen auszutauschen und wir hatten auch wirklich viel Spaß, das Seminarprogramm an sich war aber ziemlich unergiebig (/langweilig ;)) und hat nicht viel Neues gebracht.
Die Umgebung allerdings war wirklich schön: Olmué liegt in Zentralchile, zwischen vielen Weinbergen, und wir waren in einer Art "Ferienanlage" mit verschiedenen kleinen Häuschen und mit verschiedenen Pools. Es gab zweimal am Tag ein 3-4 Gänge-Menu zu essen - und zwar richtig, richtig lecker - und zudem hatten wir auch noch total viel Glück mit dem Wetter, es schien fast jeden Tag die Sonne und war total warm... Eine doch sehr angenehme Abwechslung nach drei Wochen patagonischer Kälte!

Nun ist das Seminar aber auch schon wieder vorbei, und der Arbeitsalltag hat sich eingestellt.
Die Arbeit macht mir wieder deutlich mehr Spaß, als im Sommer, die ganzen Kinder sind endlich wieder da - und ich liebe sie so!

Hier hat außerdem nach einem letzten Aufblühen des Sommers nun vollens der Herbst eingesetzt. Der Wechsel hat mich doch einigermaßen geschockt, denn die erste Zeit nach dem Seminar war es noch einmal richtig schön warm, so dass ich meine Sommerkleider noch fast zwei Wochen benutzen konnte - untypisch für diese Jahreszeit, wie mir alle über die Hitze jammernden Chilenen versicherten!
Jetzt ist es tagsüber hingegen schon richtig herbstlich: Überall liegen Kastanien, die Blätter fallen langsam, - aber immerhin scheint auch die Herbstsonne und bisher windet und regnet es noch nicht. Aber nachts und morgens ist es nun richtig kalt, ich stocke die Deckenansammlung in meinem Bett wöchentlich auf und es fällt mir immer schwerer, morgens aufzustehen... Der gemütlichste Ort bei uns im Haus ist demnach die Sitzecke um den Ofen herum, und hier im Heim als einziger beheizter Raum die Küche.
An beiden Orten sitze ich also entweder frühmorgens oder spätabends mit Yorfa, meiner Gastmutter zusammen, wir trinken Tee oder (viel besser) Mate, reden über Gott und die Welt, lästern, lachen... Ich liebe sie einfach! Sie ist wirklich meine Mama hier, sehr resolut und bestimmt ("Bevor du weggehst, räumst du aber schon noch dein Zimmer auf, oder?"), aber immer auch total besorgt und liebevoll - und unglaublich lustig :D

Jetzt, am Wochenende, war ja Ostern. Abgesehen davon, dass Montag hier schon wieder Arbeitstag ist, war auch ansonsten alles sehr anders... Schonmal angefangen damit, dass wir vier Tage ununterbrochen (d.h. zu jeder Mahlzeit, einschließlich des Frühstücks!) Fisch oder (bzw. UND) Meeresfrüchte gegessen haben. Außerdem war ich auch viel feiern, weil alle Studenten natürlich über die Feiertage nach Hause gekommen sind.

Zusätzlich haben wir am Sonntag noch einen Ausflug mit der Familie gemacht, natürlich mit Picknick.


Ansonsten fällt mir gerade nicht arg viel mehr zum erzählen ein...
Ich denke viel an euch alle, und vor allem wenn ich frühmorgens (d.h. um halb 6!) in feuchter Kälte durch die nebligen Straßen zum Heim laufe und den Rauchgeruch der Kamine einatme, wünsche ich mir oft, nun den deutschen Frühling mitzuerleben...
Was nicht heißen soll, dass ich hier nicht superglücklich und zufrieden wäre - nur auf den Winter könnte ich verzichten ;)

Ganz, ganz liebe Grüße an alle,
vielleicht bis bald,

Eure Julia

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